20131209

Der Zuhörer

Wenn ich Berufe erschaffen könnte, ich würde den Beruf des Zuhörers kreieren. Was das sein soll? Stellen wir uns einen Dienstleister vor, der anbietet, einem Psychologen ähnlich, dem Kunden eine Couch anzubieten auf welcher dieser Platz nehmen und sich seine Sorgen davon reden kann.

Das Konzept arbeitet auf der Basis, dass der Zuhörer kein Wort sagt, Stundenweise abrechnet und exklusiv tätig ist, was seine Preise ordentlich in die Höhe treibt.Natürlich erfordert es, das man die Klappe halten kann, aber gleichzeitig sympathisch wirken muss.

Stellen wir uns das folgendermaßen vor:

Wir betreten den Fahrstuhl in einem Hochhaus, ungefähr im 7ten Stock hält der Fahrstuhl an, wir kommen auf eine Etage, die gesamt durch das Büro des Zuhörers gemietet wurde. Wir betreten also das Vorbüro, eine Sekretärin sitzt an ihrem Platz, ihr gegenüber ist ein getrenntes Wartezimmer, in dem seichte Musik spielt, wo schon eine oder zwei Person auf ihren Termin warten. 

Wir begeben uns zur Sekretärin, welche durchgehend durch ein klassisches Bild betrachtet wird, das auch auf die Besucher herunterstarrt. Wir finden heraus, dass unser Termin immernoch stattfindet, setzen uns und lesen irgendwelche sinnfreie Literatur, oder surfen auf unserem Smartphone. 

Wir bemerken wie jemand das Hörer-Zimmer verlässt, unser Name wird aufgerufen, wir begeben uns hinein. Wir kommen in einen riesigen Raum, eher an die Ausmaße eines Großraumbüros erinnernd, der die gesamte restliche Etage einnimmt. 

Es ist kühl im Raum, exakt 3 Dinge befinden sich hier: Eine Kamin in der Mitte, in dem etwas zündelt, eine Couch davor und ein Sitzsessel daneben. 

Der Raum, ansonsten leer und kalt wird begrenzt durch die Außenfenster, die eine lauschige Winterlandschaft zeigen, was seltsam ist, da wir sicherlich nicht Winter haben, also wird es sich um eine Fensterprojektion handeln, die durch den Zuhörer bestimmt wird. Wir werden begrüßt, freundlich die Hande geschüttelt, man bietet uns ein warmes Getränk an, wir nehmen Platz auf der Couch und beginnen zu erzählen. Eine Zeitspanne von einer halben, ganzen oder mehreren Stunden vergeht, während wir uns den Stress von der Seele reden. 

Der Zuhörer hört geduldig zu, nickt, hmhmt ab und zu mal, geht eine große Bandbreite an optischen Emotionen durch während wir sprechen. Wir mögen den Zuhörer vielleicht, da er niemals urteilt. Alles was wir ihm erzählen ist schliesslich vertraulich. (Hält vor keinem Gericht der Welt stand.) 

Schliesslich, unsere Zeit ist um, schütteln wir ihm nochmal zum Abschied die Hand und verabschieden uns. Wir gehen, und sehen im Vorüberziehen wir andere Leute schon begierig darauf warten, irgendwem irgendetwas erzählen zu können. 

Das Konzept ist einfach wie genial. Eine Dienstleistung die darin besteht, Leuten anzubieten ihnen zuzuhören, ohne therapeutischen Gegenwert, einfach nur zuhören. Die Möglichkeit geben, für einen kleinen Moment jemand zu haben, mit dem man diese Worte teilen kann. Ich stelle mir das als eine sehr lukrative und sinnvolle Geschäftsidee vor. Wenn ich jetzt nur mal die Geldmittel hätte, sie durchzusetzen.

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