20140516

Fall 1 - XXXVI


Ich mache mich daran, den Fenstersims zu erklettern und verfluche erneut meine eigene Untätigkeit. Mit ein wenig mehr Voraussicht wäre das hier ein wesentlich kleineres Problem und ich würde nicht mit dem Saum meiner Jacke am Fenstersims hängen.



Es kostet mich vor allem Zeit und Nerven, bis ich endlich einigermaßen gestreckt über den Sims klettern kann, und selbst dann, als ich endlich mit beiden Füßen auf dem harten Fliesen-Fußboden aufkomme, kann ich nicht anders als beim Nachziehen der Hacke zu bemerken, dass sich ein harter Riss in die Seite geschlichen hat. Das tut dem optischen Image natürlich besonders gut.



Ein kurzer Blick umher enthüllt unter dem besseren Lichteinfall auch mehr über meine Umgebung. Die gestapelten Tische und umher geworfenen Stühle, die bisher unordentlich den Fußboden bedeckten und meinen Pfad teilweise blockierten, stehen in großer Menge neben einer metallenen Oberfläche an der anderen Seite des Raumes. Auf den ersten Blick wirkt es erst verwunderlich, aber beim genaueren Hinsehen kann ich klar ausmachen, dass es dort Herdplatten und Abflüsse gibt. Ich bin in einer großen Kantine.



Obwohl ich langsam den Weg zurück zum Zwischenkorridor finde, wenngleich ich an der großen Eingangstür stehen bleibe. Das lose und beiseite gezerrte Absperrband, das nur noch leicht im umher wirbelnden Staub flattert, macht einen fahlen Eindruck. Etwas an der Tür stört mich. Knapp etwas über zwei Meter hoch und jeder Flügel selbst etwas länger als einen Meter, massiv mit einem hölzernen Überzug und Stahlverkleidungen an diversen Stellen. Jeder Flügel trägt eine einsame Klinge, von der eine inzwischen recht wenig mit Schmutz bedeckt zu sein scheint. Klar, hab ich ja auch angegrabbelt beim Versuch, sie aufzumachen. Hmm. Wenn ich so auf meine Hand gucke, wirkt der Schmutz etwas seltsam. Eine einfache Prüfung mit der Nase und einer kurzen Spur auf  der Hand nach wirkt es nicht wie Staub, der sich darauf abgelagert hat. Eine Art schwärzliches Pulver? Vielleicht ist es auch nichts weiter.



Was ist es, das mich an dieser massiven Tür stört? Vielleicht die Tatsache, dass sie für einen eventuellen Bürokomplex unpassend hart wirkt? Oder dass ihre Schutzwirkung für einen Ort, an dem Grausamkeiten verübt werden eigentlich zu auffällig sein müsste? Gerade wenn ich mir die Größe der Kantine ansehe, müssten hier tagtäglich Dutzende Menschen durchgegangen sein, um eine solche Einrichtung zu rechtfertigen. Da würde eine solche Tür definitiv auffallen. Andererseits weiß ich selbst, dass Menschen bemerkenswert blind in ihrem Tagesablauf sein können.



Trotzdem verbleibt so ein nagendes Gefühl. Ist es der fahle Lichtstrahl, der so einsam hindurch fällt? Schreckt mich ihre Mächtigkeit ab? Ist dies eine existenzialistische Angst? Warum kann ich überhaupt einen Lichtstrahl von ihr aus sehen? An der Oberseite, knapp an der Grenze von Türrahmen und Tür selbst scheint es in der Vergangenheit ein Problem gegeben zu haben, denn einem kleinen Durchbruch ähnlich ist dort ein winziges Loch durch das ein fahles, weißliches Licht kommt. Wie ich mir den Bruch so angucke, muss das Licht von außen kommen. Das aber wiederrum macht keinen Sinn, die Sonne ist bereits am Aufgehen, also müsste das Licht einen leichten rötlich-orangen Schimmer haben. Aber kann das wirklich sein, wenn ich überlege, wie lange ich sicherlich nicht nur gefühlt im Untergrund umher gelaufen bin? Es kann doch nicht sein, dass meine Zeitwahrnehmung dermaßen verzerrt sein sollte?



Vielleicht sollte ich mich etwas ernsthafter mit anderen Dingen beschäftigen. Zum Beispiel der Frage danach, wo ich denn nun Fouquier finden kann und wofür er einen gigantischen Schmelzofen mitsamt Industrieanlage benötigt, oder was für Leistungen er genau für Mister Matthews vollbringt. Ein paar Schritte weiter bin ich bereits an der Kreuzung. Die Dunkelheit der gegenüberliegenden Korridore starrt mich an. Es ist, als ob sich dunkle Schlünde vor mir auftun und mich verlocken wollen, mich verführen, in sie einzudringen.



Kopf schütteln. Die wirren Gedanken heraus treiben. Ich habe eine Spur. Eine eklatant offensichtlich auch noch. Als ich durch den Korridor schreite, kann ich die Umrisse des kleinen Raumes am Ende schon erahnen, wo ich vorher durch die Absperrung gebrochen bin. Während ich so darüber nachdenke und zu meiner Rechten entlang der Glaswand gehe, muss ich mich doch wundern, wie oft mir solch seltsame Hindernisse im Weg sind. Vermutlich ist mein Körper auch über und über mit blauen Flecken und Narben übersät wenn ich bedenke, wie ich gegen sie vorgehe.



Das Zimmer ist unberührt seitdem ich heraus bin. An der Seite die kleine Treppe hinab. Von hier oben kann ich das Geräusch der Arbeitsmaschinen nicht hören. Noch immer weiß ich nicht, was genau dort eigentlich hergestellt wird. Aber ob ich das überhaupt wissen will? 



Es it merkwürdig, aber je mehr ich diesen Raum betrachte, insbesondere die einfache Pritsche an der Wand und den Unrat der hier überall verteilt ist, umso mehr bekomme ich den Eindruck, dass der Raum genauso gut eine Gefängniszelle sein könnte. Überhaupt passt es inhaltlich nicht ansatzweise zum restlichen Gebäude, aber wer weiß, was hier wirklich mal vor sich gegangen ist.



Die Funzel leuchtet immer noch schwach den Raum aus. Nur vereinzelt kann man für den Bruchteil einer Sekunde bemerken, wie immer wieder das Licht kurzzeitig flackert. Es verleiht dem Raum mehr noch, als der Müll das Gefühl eines toten Ortes. Ich muss weiter vordrängen. Immer vorwärts, die kleine enge Treppe hinunter. Schon beim ersten Schritt falle ich fast vornüber. Die großen Höhenunterschiede sind beim Hinuntersteigen etwas schwieriger zu bewältigen, als es beim Hochsteigen der Fall war, zudem kommt es nicht gut dass ich mit dem Kopf ständig fast an die jeweilige Deckenebene stoße. Welcher Idiot baut so eine Treppe?

Ich mache mich daran, den Fenstersims zu erklettern und verfluche erneut meine eigene Untätigkeit. Mit ein wenig mehr Voraussicht wäre das hier ein wesentlich kleineres Problem und ich würde nicht mit dem Saum meiner Jacke am Fenstersims hängen.



Es kostet mich vor allem Zeit und Nerven, bis ich endlich einigermaßen gestreckt über den Sims klettern kann, und selbst dann, als ich endlich mit beiden Füßen auf dem harten Fliesen-Fußboden aufkomme, kann ich nicht anders als beim Nachziehen der Hacke zu bemerken, dass sich ein harter Riss in die Seite geschlichen hat. Das tut dem optischen Image natürlich besonders gut.



Ein kurzer Blick umher enthüllt unter dem besseren Lichteinfall auch mehr über meine Umgebung. Die gestapelten Tische und umher geworfenen Stühle, die bisher unordentlich den Fußboden bedeckten und meinen Pfad teilweise blockierten, stehen in großer Menge neben einer metallenen Oberfläche an der anderen Seite des Raumes. Auf den ersten Blick wirkt es erst verwunderlich, aber beim genaueren Hinsehen kann ich klar ausmachen, dass es dort Herdplatten und Abflüsse gibt. Ich bin in einer großen Kantine.



Obwohl ich langsam den Weg zurück zum Zwischenkorridor finde, wenngleich ich an der großen Eingangstür stehen bleibe. Das lose und beiseite gezerrte Absperrband, das nur noch leicht im umher wirbelnden Staub flattert, macht einen fahlen Eindruck. Etwas an der Tür stört mich. Knapp etwas über zwei Meter hoch und jeder Flügel selbst etwas länger als einen Meter, massiv mit einem hölzernen Überzug und Stahlverkleidungen an diversen Stellen. Jeder Flügel trägt eine einsame Klinge, von der eine inzwischen recht wenig mit Schmutz bedeckt zu sein scheint. Klar, hab ich ja auch angegrabbelt beim Versuch, sie aufzumachen. Hmm. Wenn ich so auf meine Hand gucke, wirkt der Schmutz etwas seltsam. Eine einfache Prüfung mit der Nase und einer kurzen Spur auf  der Hand nach wirkt es nicht wie Staub, der sich darauf abgelagert hat. Eine Art schwärzliches Pulver? Vielleicht ist es auch nichts weiter.



Was ist es, das mich an dieser massiven Tür stört? Vielleicht die Tatsache, dass sie für einen eventuellen Bürokomplex unpassend hart wirkt? Oder dass ihre Schutzwirkung für einen Ort, an dem Grausamkeiten verübt werden eigentlich zu auffällig sein müsste? Gerade wenn ich mir die Größe der Kantine ansehe, müssten hier tagtäglich Dutzende Menschen durchgegangen sein, um eine solche Einrichtung zu rechtfertigen. Da würde eine solche Tür definitiv auffallen. Andererseits weiß ich selbst, dass Menschen bemerkenswert blind in ihrem Tagesablauf sein können.



Trotzdem verbleibt so ein nagendes Gefühl. Ist es der fahle Lichtstrahl, der so einsam hindurch fällt? Schreckt mich ihre Mächtigkeit ab? Ist dies eine existenzialistische Angst? Warum kann ich überhaupt einen Lichtstrahl von ihr aus sehen? An der Oberseite, knapp an der Grenze von Türrahmen und Tür selbst scheint es in der Vergangenheit ein Problem gegeben zu haben, denn einem kleinen Durchbruch ähnlich ist dort ein winziges Loch durch das ein fahles, weißliches Licht kommt. Wie ich mir den Bruch so angucke, muss das Licht von außen kommen. Das aber wiederrum macht keinen Sinn, die Sonne ist bereits am Aufgehen, also müsste das Licht einen leichten rötlich-orangen Schimmer haben. Aber kann das wirklich sein, wenn ich überlege, wie lange ich sicherlich nicht nur gefühlt im Untergrund umher gelaufen bin? Es kann doch nicht sein, dass meine Zeitwahrnehmung dermaßen verzerrt sein sollte?



Vielleicht sollte ich mich etwas ernsthafter mit anderen Dingen beschäftigen. Zum Beispiel der Frage danach, wo ich denn nun Fouquier finden kann und wofür er einen gigantischen Schmelzofen mitsamt Industrieanlage benötigt, oder was für Leistungen er genau für Mister Matthews vollbringt. Ein paar Schritte weiter bin ich bereits an der Kreuzung. Die Dunkelheit der gegenüberliegenden Korridore starrt mich an. Es ist, als ob sich dunkle Schlünde vor mir auftun und mich verlocken wollen, mich verführen, in sie einzudringen.



Kopf schütteln. Die wirren Gedanken heraus treiben. Ich habe eine Spur. Eine eklatant offensichtlich auch noch. Als ich durch den Korridor schreite, kann ich die Umrisse des kleinen Raumes am Ende schon erahnen, wo ich vorher durch die Absperrung gebrochen bin. Während ich so darüber nachdenke und zu meiner Rechten entlang der Glaswand gehe, muss ich mich doch wundern, wie oft mir solch seltsame Hindernisse im Weg sind. Vermutlich ist mein Körper auch über und über mit blauen Flecken und Narben übersät wenn ich bedenke, wie ich gegen sie vorgehe.



Das Zimmer ist unberührt seitdem ich heraus bin. An der Seite die kleine Treppe hinab. Von hier oben kann ich das Geräusch der Arbeitsmaschinen nicht hören. Noch immer weiß ich nicht, was genau dort eigentlich hergestellt wird. Aber ob ich das überhaupt wissen will? 



Es it merkwürdig, aber je mehr ich diesen Raum betrachte, insbesondere die einfache Pritsche an der Wand und den Unrat der hier überall verteilt ist, umso mehr bekomme ich den Eindruck, dass der Raum genauso gut eine Gefängniszelle sein könnte. Überhaupt passt es inhaltlich nicht ansatzweise zum restlichen Gebäude, aber wer weiß, was hier wirklich mal vor sich gegangen ist.



Die Funzel leuchtet immer noch schwach den Raum aus. Nur vereinzelt kann man für den Bruchteil einer Sekunde bemerken, wie immer wieder das Licht kurzzeitig flackert. Es verleiht dem Raum mehr noch, als der Müll das Gefühl eines toten Ortes. Ich muss weiter vordrängen. Immer vorwärts, die kleine enge Treppe hinunter. Schon beim ersten Schritt falle ich fast vornüber. Die großen Höhenunterschiede sind beim Hinuntersteigen etwas schwieriger zu bewältigen, als es beim Hochsteigen der Fall war, zudem kommt es nicht gut dass ich mit dem Kopf ständig fast an die jeweilige Deckenebene stoße. Welcher Idiot baut so eine Treppe?

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